Akademische Orchestervereinigung

Das ewige Feuer - Hofoper 2016

Auszug aus der TLZ vom 20.06.2016 zur Aufführung der Hofoper:

Der Jenaer Bach und Erfurter Wetz

Hofoper überrascht mit Wiederentdeckung

VON HANS LEHMANN

JENA. Die Premiere der diesjährigen Aufführungen der „Hofoper“ auf dem Universitätshof sorgte für Neugier, denn wer kennt „Das ewige Feuer“ von Richard Wetz.

Es begann mit einem Kontrast. Bereits beim Eintritt bekamen die Besucher anhand des Treibens auf dem Hof etwas vom Flair des Lebens in Jena vor über 250 Jahren mit, ehe „Der Jenaische Wein- und Bierrufer“ von Johann Nikolaus Bach, Cousin Johann Sebastian Bachs, in Szene ging. Die Geschichte vom Leben der neuangekommenen Studenten auf Herbergssuche, dem rechthaberischen Gastwirt und dem Jenaer Faktotum, dem Wein- und Bierrufer, wird zum köstlichen Kammertheater mit mancherlei urkomischen Episoden. Musikalisch fundiert durch eine Kammerbesetzung von Streichern, Blockflöten und UMD Sebastian Krahnert am Spinett. Michael Mehnert (Johannes), Meinhardt Möbius (Caspar), Christoph Pfaller (Monsieur Clemon) und Thomas Riede (Monsieur Peter) sorgen gesanglich und darstellerisch für eine überzeugende Wiedergabe, wo es zu recht mit dem Fazit endet: „In Jena geht es wunderlich, das weiß die ganze Welt“.

Nach der Pause hierzu ein Kontrast ungewohnten Formates: die Oper „Das ewige Feuer“ von Richard Wetz (1875-1935), einem vielseitigen Musiker, der die letzten Lebensjahrzehnte in Erfurt und Weimar als Komponist, Dozent und Chordirektor seine Spuren hinterlassen hat. Die Oper 1907 in Düsseldorf uraufgeführt und 1911 zweimal in Erfurt, sorgte nun auf dem Hof der Universität für Staunen. Bereits das großartige Bühnenbild (Hendrick Kürsten), dieser gewaltige Eisberg mit der glühenden Feuerhöhle, und die riesig besetzte Akademische Orchestervereinigung einschließlich zweier Harfen unter der Leitung von Sebastian Krahnert sorgten schon rein optisch für Neugier.

Was dann in Regie von Reinhard Schwalbe über die Bühne ging, es vermochte das Publikum zunehmend zu fesseln. Die Geschichte von Ariowald (Andreas Kindschuh), dem Hüter des Heiligtums, seiner Tochter Gana (Elisabeth Rauch), die eingeschworen sein Amt übernehmen soll und Fürst Sigimar (Fritz Feilhaber), der insgeheime Geliebte von Gana, nimmt ihren Lauf. Gana weigert sich in dieser quasi strengen, einer nicht mehr zeitgemäß empfundenen Liturgie, weiter zu wirken. Sigimar vom Konflikt mit seinem machtgierigen Bruder um die Amtsnachfolge betrogen, findet mit den Worten „zum Licht geleite ich dich“ Wege zu neuer Hoffnung, zu einem neuen Glauben. Gana hatte zum Entsetzen des Vaters das ewige Feuer gelöscht, er bleibt verzweifelt zurück. Was hier so simpel erscheinen mag, musikalisch vollzieht sich ein Musiktheater im klanglich spätromantischen Kolorit, wo man sowohl von den Gesangspartien als auch die Orchesterdetails zunehmend in Bann gezogen wird.

Diese Wiederentdeckung des Erfurter Meisters Richard Wetz hat sich gelohnt.

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