Hofoper Chronik

Gioachino Rossini - Der Barbier von Sevilla

Hofoper 2018

Unter Zwielichtigen und Scheinheiligen

REZENSION „Der Barbier von Sevilla“ als Hofoper

Von Hans Lehmann

Jena. Zum Bedauern so manchen Opernfreundes sorgte das schlechte Wetter für die Variante in der Uni-Aula. Doch was da musikalisch und szenisch im wahrsten Sinne des Wortes zu erleben gewesen ist, war spannend und köstlich zugleich. „Der Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini als eine Art Kammertheater voll zuweilen kabarettistisch wirkenden Flairs in der Inszenierung von Andreas Kindschuh, den man bisher als bedeutenden Gesangssolisten kennt. Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Krahnert setzte bereits die Ouvertüre ein Zeichen vom hohen Niveau der Akademischen Orchestervereinigung. Doch was dann folgte, löste von Szene zu Szene Riesenbegeisterung aus, wenn es um Liebe, Egoismus, Intrigen und Verkleidungen geht mit der offenen und hintergründigen Präsenz vom Barbier Figaro, mitreißend von Andreas Kindschuh gesungen und gespielt. Dazu André Riemer (Tenor) als Graf Almaviva in wechselnder Verkleidung mit wunderbarem Timbre. Seine Geliebte Rosina (Jana Büchner, lyrischer Koloratursopran), die sich immer wieder gegen ihren Vormund Bartolo wehren muss, von Riccardo Di Francesco auf zuweilen höchst dramatische Weise dargestellt, zugleich Urbild der Stimmgattung Bass buffo. Axel Scheidig (Bass) in der zwielichtigen Rolle des Musiklehrers von Rosina, ein Scheinheiliger und die alte Dame Marzelline, Erzieherin im Hause Bartolos, gesungen von Antje Kahn. In kleineren Rollen Oliver Luhn, Peter Barth, Evgeny Bratovanov, Stefan Kruse und Christian Barth.

Was mit diesen Zeilen statistisch erscheinen mag, in der Ausweichspielstätte Uni-Aula eine Art hautnah zu erlebendes musikalisches Welttheater, Rossini der unverwechselbare Meister. Reich an Szenenapplaus und Ovationen am Ende für ein Kammertheater eigenen Reizes unter dem überzeugenden Dirigat von Sebastian Krahnert sowie Assistenz von Anne Hoff. Zugleich Anreiz, es sich bei gutem Wetter auf dem Hof noch einmal anzuschauen.

OTZ 26.6.18